Von Asphalt zu Artenvielfalt

27. Juni 2024
Bebaut, betoniert, asphaltiert oder anderweitig befestigt: Mehr als die Hälfte der Siedlungs- und Verkehrsflächen in der Schweiz ist heute versiegelt. Dabei geht viel natürliches Potenzial verloren. Bricht man die Flächen auf, reguliert der Boden das lokale Klima, hält das Regenwasser zurück, erhöht die Aufenthaltsqualität – und fördert sogar die Artenvielfalt.

Nicht nur Barfussfans haben es schon bemerkt: Asphaltierte oder betonierte Flächen können im Sommer ganz schön unangenehm werden. Grund dafür ist die Wärme, die sich auf den versiegelten Oberflächen staut. Es entstehen Hitzeinseln, die uns unnötig zum Schwitzen bringen. Dabei hätten die darunterliegenden Naturböden viel zu bieten: Während sich asphaltierte Orte im Sommer auf bis zu 55 Grad Celsius erhitzen können, bleiben begrünte Flächen um bis zu 20 Grad kühler – insbesondere, wenn sie mit Bäumen bepflanzt sind. Dazu kann natürlicher Boden viel Regenwasser aufnehmen, was an anderen Tagen das Risiko für Überschwemmungen senkt und besonders bei Starkregen die Kläranlagen entlastet.

Tatsächlich könnten viele Parkplätze, Vorgärten oder Velounterstände ihren Zweck durchaus auch unversiegelt erfüllen, und so lohnt sich der Blick auf mögliche Alternativen. Wenn sich weder Blumenwiesen oder Staudengärten noch Kies als Ersatz anbieten, machen schon Rasengittersteine einen grossen Unterschied. Weil hier über die Zwischenräume Wasser verdunsten kann, heizen sich diese Orte weniger stark auf. Ausserdem breiten sich selbst auf kleinem Raum mehr Pflanzen aus, als man denkt. In der Stadt Zürich zum Beispiel wurden auf Belägen mit Rasengittersteinen über 200 Pflanzenarten gezählt, wobei jede zehnte zu den bedrohten Arten auf der Roten Liste gehört.

Weniger Hitzeinseln, höhere Lebensqualität und mehr Biodiversität – der prognostizierte Anstieg von Hitzetagen und Starkniederschlägen spricht eindeutig für mehr entsiegelte Böden.

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